Die Uhren schlugen Mitternacht als die Räder des Schicksals begannen sich zu drehen.
Fiore de la Gardia und seine Leute hatten sich beim Fährmann gemeldet und wurden aus der Stadt rausgebracht. Er hatte alles geklärt was geklärt werden musste und es hatte sich ergeben, dass er selbst noch einiges außerhalb der Stadt zu tun hatte.
Eine Person schaute vom Dock zu, wie die Gruppe in der Dunkelheit verschwand. Er hatte schaute auf seine Armbanduhr, noch eine halbe Stunde, dann müsste er los. Die Person drehte um.
...
Muddle fiel erschöpft zu Boden, 'sein' Atem lag schwer. Das Kissen ruhte noch in seinen Händen. Wer auch immer das Schlachten gewonnen hatte, es war vorbei. Jede anwesende Person lag am Boden.
Night hob die Hand, “
Beste Kissenschlacht, evah!” sagte sie in einem heiseren Ton. Sie hatten mehr rumgebrüllt als geplant, doch Emma hatte sie einfach gelassen. Es war ein gutes Gefühl. Muddle schaute zu ihrer linken, wo White sich an ein Bett angelehnt hatte, die Augen geschlossen. Er schnarchte.
Ilos hatte auf der anderen Seite die Widder auf seinem Bauch zu liegen, warf einen flehenden Blick in Richtung Muddles, dieser wurde ignoriert als auch der blaue Hase sein Kissen unter dem Kopf platzierte. Es war gut, dass sie die Matratzen auf dem Boden verstreut hatten. Ilos Schlachtplan hatte also auch im Nachhinein funktioniert.
Lander saß unter dem Fenster, direkt neben Cecily, die an irgendeiner Sorte von Bonbon lutschte. Ginger hatte die Ohrenstöpsel mal wieder drinnen und man hörte das leichte Drönen der E-gitarren. Das Frettchen namens Rib lag zu Muddles Füßen, ebenfalls schlafend. Crome und Brikk lagen voreinander, schwer schlafend. Es war ein Aufeinandertreffen der Titanen gewesen, aber am Ende hatte Night beide verprügelt gehabt.
Als Muddle seinen Kopf platzierte bemerkte er, dass die Mähne von Rip an sein Kopfhaar ging, er zog sich selbst ein wenig weg davon. Nur um an Rib zu stoßen. Er hörte das Kichern von Claw, welcher vorher zusammen mit Rick die Widder in Grund und Boden gestampft hatte, mehr oder weniger.
Und Black? Black war auf halben Wege ausgeschieden, als er sich den Kopf gestoßen hatte, wie es sich für den Tollpatsch gehörte.
Aber das war nicht, was dies wirklich die beste Kissenschlacht evah hatte werden lassen. Unter den Decken zusammengekauert lagen sie, Ghost und Reika. Ihre Kissen hatten sie schnell verloren gehabt aber dennoch, sie hatten das erste Mal mitgemacht. Es fühlte sich einfach komplett an.
Muddle schaute nochmal in Richtung White, er schien was gutes zu träumen, wenn man von seinem Lächeln ausging.
Wahrscheinlich davon, wie diese für immer bestehen würde. Auch wenn das sicherlich kein Traum sein würde.
...
Shangri-La war vollkommen dunkel. White sah noch, wie sich die Matriarchinnen abseits von Aki zur Flucht vorbereiteten und ein guter Teil der Bevölkerung ihnen folgte. White musste lächeln, irgendjemand hatte sein Gespräch mit Fiore belauscht und nun war eine stille Panik ausgebrochen. Niemand wollte, dass irgendjemand von 'Akis Fraktion' was mitbekam, aus für ihn erfindlichen Gründen.
Er zog durch eine Stadt die in ihren Todeszuckungen war und eine Sonne war nicht zu sehen.
Als er so durch die Straßen wanderte, fiel sein Blick unweigerlich auf die Arena.
...
Der Regen nieselte leise auf das Holz des Waisenhauses. Alle befanden sich beim Abendbrot, als Marshall die Frage stellte: “
Wir halten am Ende des Monats einen Ball in der Roaming Swallow Zone, würdet ihr mich begleiten, meine Dame.”
'Whoooo' kam es von der Seite, die Mädchen seufzten. Die Szene war ja 'so romantisch' und fürs allgemeine wurde es wahrscheinlich als Liebeserklärung deklariert.
Natürlich wollte Emma nicht gehen, doch Night ergriff das Wort: “
Du brauchst auch mal 'ne Pause von uns und ein Ball klingt doch super. Du kannst alles in meinen Händen lassen. Ich glaube zumindestens du hast dir einen Urlaub von uns verdient,” sagte sie mit einem weiten Grinsen.
Für sich vermerkte Emma lächelnd, wie erwachsen dieses kleine Sklavenmädchen doch geworden war. Nicht das sie jetzt zustimmen wollte, dazu konnte sie erst ein einstimmiger Kinderchor bewegen. Es war wahrscheinlich die beste Szene in der Idylle der Familie und Night hatte große Pläne für diese eine Nacht in der sie 'sturmfreie Bude' hatten.
...
Er legte die Lederjacke über Reikas Schultern, “
Du solltest nach Hause gehen. Was ist wenn deine Wunden sich wieder öffnen?”
Keine Reaktion. White schaute auf den Boden, er fühlte sich schwach. Er hatte Angst. Er brauchte jemanden zum reden, irgendwas lockeres.
“
Erinnerst du dich noch daran, als die Widder Muddle-” Soviel zum Thema Locker. Die Widder, seine Fäuste ballten sich, und von Muddle wusste er natürlich auch nichts. Er war damals abgehauen, ohne irgendwas zu sagen. Was wohl aus ihr geworden war, ob sie wohl akzeptiert hatte ein Mädchen zu sein...
“
Ich-” begann er erneut, schluckte jedoch. White atmete tief durch. Er fühlte sich verantwortlich, für alles, wäre er einmal richtig gedreht, dann wäre alles das nicht passiert. Jeder Tote, jedes Familienmitglied. Er wollte Frei sein.
“
ES TUT MIR LEID!”
...
Der Regen fiel auf das Dach, denn ein weiterer Sturm hatte de Rainy Cliffs Zone erreicht. Night deckte Reika zu, die vor Angst zitterte. Night lächelte, “
Mach dir keine Sorgen, heute Nacht braucht die Erde nunmal wieder einen großen Sturm, damit morgen früh die Sonne wieder richtig schön scheinen kann,” sagte sie, dem Mädchen mehr oder weniger Mut machend. “
Ja, weißt du, als ich so alt war wie du, da hatte ich furchtbare Angst vor den Blitzen, vor dem Donner und vor dem Wind. Da war jemand bei mir, der meine Hand gehalten hat, so wie ich dir jetzt deine halte und ich wusste, dass ich sicher bin. Aber, als ich älter wurde, merkte ich, das Stürme nunmal zum Leben dazugehören. Ohne sie würden keine Pflanzen sprießen, wir hätten kein Trinkwasser. Ohne die Stürme, wäre nichts.”
Heute war die schützende Hand von Emma nicht da, sie war auf einem Ball mit Marshall und der Sturm, der das Holz knarzen ließ und die anderen Kinder, ja selbst solche Leute wie Rick in ihre Betten getrieben hatte. Sie ging ihre Runde, einige waren noch nicht müde, andere wiederrum wollten nicht aus dem Bett, also beschloss sie, mit Claw, White, Epic und Rip in die Küche zu gehen und Karten zu spielen, bis sie einschlafen würden. Immerhin benötigten sie einen kleinen Zeitvertreib.
Sie spielten eine Weise, zumindestens, bis Night glaubte, was auf dem Gang gehört zu haben. Sie ging raus um nachzuprüfen, raus aus der Küche, in den Flur. Die Jungs warteten einige Sekunden, bis unter dem Donner der Schrei des Mädchens ertönte.
Sie stürmten allesamt raus, White vorneran, nur um direkt in den Angreifer reinzurennen, dieser packte den kleinen Husky am Kragen und schmetterte ihn durch die nächste wand. Rip und Claw schauten den viel größeren Kerl an, ein roter Schakal mit einem brutalen Grinsen.
Hinter ihm lag Night, inmitten einer roten Pfütze.
(Insert Song)
Der Kerl ging auf die Kinder zu, die anfingen zu kreischen. Ein Messer wurde durch Rips Kopf gejagt, Claw mit einem einzigen Hieb bewusstlos geschlagen.
Er packte Epic und drehte an ihrem Kopf, worauf nur noch ein Knacken zu hören war. Das Mädchen fiel zu Boden. Die anderen hatten gehört was passiert war und kamen hinab.
Er prügelte sich auch durch sie ohne Probleme durch bis er vor einer bestimmten stehenblieb. Einem kleinen, hellblauen Fischkatzenmädchen, welches sich aus Reflex an Muddle drückte, welcher vor ihr stand.
Und eben dieser Muddle zitterte am ganzen Leib als er das Blutbad sah, welches der Fremde angerichtet hatte.
“
W-warum?” fragte Ilos, der in diesem Moment das Messer, was vorher Rip abbekommen hatte nunmehr in seiner Schulter stecken hatte.
“
Och kleiner, nimm's nicht persönlich,” hatte der Kerl mit einer brutalen Stimme geantwortet, “
So läuft das Leben nunmal, mal gewinnt man, mal verliert man.”
Er ging auf Muddle zu, der nur zurückweichen konnte, Tränen kamen aus seinen Augen.
Wo war Emma? Warum stand Night nicht auf? Was sollte er tun? Was sollte er tun? Was sollte sie tun?
Muddle sah nur wie die Person mit der Faust ausholte, bevor auch für ihn alles schwarz wurde.
Der Kerl hob aufjeden Fall eine Augenbraue, als White vor ihm stand, Tränen in den Augen, zitternd auf den Knien, aber dennoch mit geballten Fäusten.
“
Lass sie gehen,” sagte er, die bewusstlose Fischkatze auf der Schulter des Schakals meinend.
Er lachte auf, “Du hast Mut kleiner,” sagte er, bevor er White mit einem Tritt zu Boden und mit einem weiteren nach draußen warf. Dort prallte der Junge auf den Sand, das Regenwasser prasselte auf seinen Körper.
Der Schakal sprang hinterher, landete vor ihm, grinste breit. “
Weißt du...wenn du's überlebt, dann kannste dir was hübsches merken: Ich bin...”
Warum er das sagte, wäre White noch in Zukunft egal gewesen, er würde es ihn bereuen lassen. Alles würde er ihn bereuen lassen.
Noch bevor der Morgen anbrach hatten sich Ilos, White, Lander und Cecilia entschlossen die Verfolgung aufzunehmen. Getrieben von dem naiven Glauben, mit Reika auch ihre Familie retten zu können.
...
“
Ich weiß, dass alles nicht vergebens war. Plucked hat uns vorangebracht, Ilos hat uns oben gehalten. Wir sind nie zu solchen Monstern geworden wie der Vagrant. Reika...wir haben alles gegeben für dich, für unsere Familie. Nun ist Ilos tot.”
Keine Reaktion.
“
Ich weiß nicht ob du mich hörst, aber...Ich habe auf dieser Reise viel gelernt. Ich habe Free wiedergesehen, ich habe mit Marshall zusammen gekämpft. Ich habe Himmel und Hölle durchquert und vor 4 Jahren, habe ich dich gefunden. Reika, ich weiß nicht durch was du durch bist, aber...ich will, dass du eine Sache weißt...”
Reikas Ohren spitzten sich, als die wichtigsten Worte seinen Mund verließen. White trat einen Schritt auf sie zu, packte sie, drehte sie, dass sie sich gegenseitig angucken konnten.
“
Wir sind Familie.”
Egal was passiert.
...
Die roten Augen weiteten sich, eine einzelne Träne floss ihr Gesicht hinab als er sich von ihr abwendete.
Sie sah White vor sich, nicht den kleinen Jungen, der von Nüssen getroffen wurde, von denen die Bäume nicht existierten, sondern ein junger Mann der für etwas gekämpft hatte. Sie sah Shangri-La hinter sich, sie sah ihre eigene Geschichte vor ihrem Gesicht: Den Vagranten, Streuner, den Piratenkönig, Robotniks Pakt mit eben diesem, die Zeit in der Arena Shangri-Las, ein langer Schlaf...sie hatte White oft gesehen, eine schwarze Katze die jede Nacht nicht von ihrer Seite gewichen war. Und heute, eine braune Füchsin, die in den Kampf gesprungen war.
“
W-White?”
Er lächelte als er sich von ihr abwendete, “
Ich will die Jacke heile wiederhaben, hab' sie von meiner Schwester.”
Sie fiel auf die Knie und zum ersten Mal in 8 Jahren fühlte sie den Boden unter sich, sie brach zusammen, schreiend. Sie wusste, dass sie White nicht nochmal wiedersehen würde. In dem Moment wo sie aufgewacht war, sah sie sich wieder in die Dunkelheit fallend.
...
Sie fand sich als eine unter vielen in einer Kammer stehen. Ihr Blick ging umher, die Blicke waren alle wie der ihre, vollkommen von Angst erfüllt. Sie trugen alle die gleichen Klamotten, hatte alle etwa das gleiche Alter.
Da waren Leute auf einem Podest, die auf sie herabschauten.
Eine der Personen stellte sich vornehin, “
Kinder,” sprach sie ins Mikrofon, sich als Frau zu erkennen gebend, “
Von heute an, werdet ihr der Welt und der Wissenschaft dienen. Ihr werdet der Körper des Fortschritts von Mobius und das Herz unserer Zukunft! Habt keine Angst, denn obwohl ihr euch jetzt alleine vorkommen werdet, so werdet ihr bald merken, dass dieses neue Zuhause weitaus sicherer und besser gestellt ist, als eure Alten. Ihr werdet hier glücklicher sein als jemals zuvor, denn ihr werdet von nun an mit jedem Schritt wissen: Ich tue das hier um ALLE nach vorne zu bringen! FÜR MOBIUS!”
Streuner nannte sich die Frau, die zu diesem Zeitpunkt, wie auch zu jedem anderen einen langen Mantel trug und ihr Gesicht unter einer Gasmaske versteckt hielt. Orden schmückten ihren Körper, sie sah aus wie ein Militär.
Sie sah einen großen Kerl, felllos mit rotem Bart auf der Bühne stehen, hühnenhaft gegenüber Streuner und sie sah den Piratenkönig auf der Tribüne, wie er feierlich die Hand des anderen schüttelte. Sie hatte in den ersten Momenten nicht verstanden, was mit Fortschritt gemeint war. Später jedoch würde sie realisieren, dass damit Auslese gemeint war.
Da war keine wirkliche Erinnerung an all die Jahre, nur dass sie mehr als einmal komplett gebrochen wurde. Sie wollte sich ehrlich gesagt auch nicht mehr daran erinnern. Doch was sie noch wusste waren folgende Worte: “
Ich hol' dich hierraus.”
Frees eiserner Gesichtsausdruck, Flammen, Ausdrücke des Zorns, Tod, Rot.
...
White übergab dem Fährmann den Sprengstoff. “
Auf ein gutes Gelingen,” sagte er der berobten Ratte, ehe er selbst in den Fahrstuhl stieg, sich das Hemd ein letztes Mal richtend. Ein Lächeln zierte sein Gesicht, er ging nochmal alles durch den Kopf. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt den Tag so zu beenden, aber was sollte es. Baker hatte sie verraten bevor es überhaupt sicher gewesen war, dass er auf ihrer Seite war. Er fragte sich nur warum? Was für ein Ziel hatte einer der meistgesuchten Verbrecher von Mobius mit dem was er tat.
White seufzte, so lange er den Kurier bekommen würde, wäre alles in Ordnung.
Er kroch durch den kleinen Gang, kam unter der Ruine hervor. Es war keine Wache in Sicht, also hechtete er über den Platz in die Dunkelheit der Gasse. White hatte bevor sie losgezogen waren nur grob mitbekommen, wie Baker einem seiner Leute etwas in die Hand gedrückt hatte und das es für Robotnik war. Er wolle sich nicht mit einer Person wie Aki rumschlagen, wenn er schon genug Probleme hatte Robotnik im Dunkeln über die Pläne seines 'Chefs' im Dunkeln zu halten.
Die Situation war problematisch, er bewegte sich durch die Gassen und nach einer Weile hörte er ein lautes Knallen in der Ferne. Er sah zurück, dort wo die Ruine gewesen war nun Rauch, der Alarm schallte wieder und er wusste, dass alle Aufmerksamkeit nicht auf ihn und nicht auf den Kurier liegen würde. Mit etwas Glück würde er es überleben.
...
Der Mond zog über den Himmel, als der in einen blauen Anzug gekleidete Luftschiffpirat fröhlich in Richtung des Turmes schritt, erster Maat des Piratenkönigs selbst war er jetzt, sein erster Job: Pläne an Robotnik übergeben, die alles über Shangri-La verrieten, was er selbst hatte in Erfahrung bringen können. Es war nicht viel, aber dennoch viel mehr als Robotnik selbst besaß. Er musste das nur mit den folgenden Worten übergeben: “Um unsere Freundschaft zu erneuern.”
Es würde so einfach werden.
Er schritt etwas weiter, ehe er eine Swatbot-Patroullie sah, die um eine Kurve kam und in die andere Richtung marschierte, er hob die Hand, “HEY-”
In diesen Moment fühlte er wie er von der Seite in eine der Gassen gezogen wurde. Eine Person hielt ihm den Mund zu und, gerade als er einen Blick auf den Angreifer bekam, brach er ihm das Genick. White schaute auf den Leichnam hinab und nahm den kleinen Datenstick an sich. Er lächelte, ehe er ihn zerbrach.
Dann drehte er sich und schaute direkt in das Scheinwerferlicht.
'
Zivilist ergib dich.'
Vielleicht würde er aber auch heute noch sterben. Mit einem leichten Lächeln nahm er die Hände hoch und verfluchte sein Leben.