Der Bildschirm flackerte kurz auf, ehe das Bild sich richtig stellte und der Eierkopf mit dem prominenten Schnauzer auf Scorpia einstarrte.
„Mein Herr,“ sagte die Roboterdame mit einem Salut. Für sie war nichts anderes da als Ergebenheit. Diese Ergebenheit hatte dazu geführt, dass das Projekt Razer City ausgeführt worden war, welches wiederrum zu diesem Gespräch geführt hatte.
Ohne Worte schaute Robotnik Scorpia an und so vergingen einige Sekunden, ehe seine Augen sich von ihr lösten und über sie vorbei wanderten. Scorpia stand in dem Raum wo auch der Robotisierer stand, sowie die Kontrollkonsolen für Razer City, das Zentrum der Macht Robotniks. Zwei Wachroboter hielten einen jungen Luchs an den Armen, er war gefesselt, blutig geprügelt, schaute voller Furcht auf Robotnik, die selben Worte herunterleiernd, wie ein Mantra.
Robotnik musterte den armen Kerl, vernahm den Satz ein- zweimal, ehe er, nicht auf der Kamera sichtbar, die Faust ballte. Doch sein Blick verfinsterte sich. Scorpia reagierte sofort, drehte sich um und zeigte nur auf den Robotosierer. Der nonverbale Befehl reichte aus und die Maschinen setzten sich in Bewegung. Scorpia selbst drehte sich wieder um.
Der Herr über Robotropolis lehnte sich in seinem Stuhl zurück, „Scorpia, es scheint als ob du doch noch nutzen für mich hättest,“ sagte er kühl.
Scorpia verneigte sich. Wäre es nicht so gekommen, wie es gekommen war, wäre sie wahrscheinlich im Altmetall gelandet.
Razer City war gestern Nacht angegriffen worden. Sie selbst hatte nach der Flucht von Aki zugegeben, dass es keine wirklichen Bedrohungen mehr innerhalb der Stadt gab und damit hatte sie die anderen 3 Testobjekte nicht weiter beachtet und ihre Energien auf die beiden anderen Projekte fokussiert. Ein Fehler.
Razer City war gestern angegriffen worden und die Kameras aller drei Testobjekte hatten dasselbe aufgezeichnet.
„Jedoch werde ich dir etwas Unterstützung schicken. 5 Schiffe, ich habe mir bereits einen Kommandanten für die Operation ausgesucht. Du wirst bei der Überwachung unserer anderen Projekte in Leitung bleiben. Die Fabriken, das Militär, all das fällt nunmehr in seinen Bereich,“ sagte Robotnik, ein selbstlobendes Lächeln aufsetzend, als sich der Grund präsentierte, warum er diesen Tieren noch etwas Charakter ließ.
Scorpia war sichtlich aufgeschreckt. Die absolute Kontrolle über Razer City war ihre, nicht die von irgendjemandem! Sie schaute Robotnik an, aber der Gedanke etwas gegen ihren Meister oder seine Entscheidung zu sagen, kam ihr nicht.
„Jawohl Herr,“ sagte sie und es war wie Honig in Robotniks Augen. Seine Bösartigkeit erschreckte ihn doch selbst immer wieder.
Blitze zuckten im Hintergrund auf, der Luchs schrie auf und krallte gegen das Glas, Robotniks Grinsen weitete sich für einen Moment, doch verzog sich seine Miene sofort wieder, als er den dumpfen, verzweifelten Ausschrei der Person hörte.
Er hatte Streuner einmal gesehen, damals, als er einen Nichtangriffs-Pakt geschlossen hatte mit der Change Cage Zone. In seinen Augen war sie wie er, nur ohne die Eleganz und meiner Art, aus allem was sie anfasste Bomben zu machen. Ein labiler Soziopath...
aber sie hatte einen Intellekt besessen, der sie zu einer würdigen Gegenspielerin machte und hinter ihr stand der Eisenwolf. Offiziell tat er nichts, doch Robotnik hatte die Geschehnisse in der Welt beobachtet. Der langsame Zerfall der westlichen Zonen war dem Eisenwolf zu verschulden, wahrscheinlich um sie selbst zu übernehmen. Er, Ivo Robotnik würde dem jedoch zuvorkommen.
„Ich hatte gehofft, dass er mir etwas mehr Zeit lassen würde, aber dass er es geschafft hat von heute auf morgen jedes Lebewesen der Stadt zu mobilisieren...“ der Professor seufzte, „Ich hätte mich zugerne der Prinzessin und ihrer Bande entledigt, ehe ich mich mit dem Eisenwolf anlege, aber ich muss meine Pläne wohl weiter vorziehen,“ philosophierte er vor sich hin eine Pause setzend.
„Wie sollen wir verfahren?“ kam die Frage von Scorpia und er schaute sie an.
„Du Idiotin! Ist es nicht offensichtlich?“ Tief oben war er von der ganzen Inkompetenz um ihn herum beleidigt, tief unten entzückte es ihn, das intelligenteste Wesen unter seiner Kontrolle zu sein. „Deine Hilfe wird den Sturm auf die westlichen Zonen vorbereiten. Bis er ankommt will ich dass du dieses Ratten-Netzwerk unter der Stadt auskundschaftest und alles vernichtest, was da unten so herumkreucht und die Tunnel gleich dazu. Nicht, dass irgendwas reinkommt, was nicht reinkommen soll,“ sagte er, sich nur wenig bewegend. Sein Blick lag starr und überlegen auf Scorpia.
„Und reparier den Turm im Süden. Die Minen sind von äußerster strategischer Wichtigkeit!“
Er hatte das ganze bisher einfach passieren lassen, doch das Fakt, dass Streuner einfach in seine Stadt spaziert war, die Ganger und Verbrecher aufgewiegelt hatte nach oben zu gehen und Razer City anzuzünden, das kam einer Kriegserklärung gleich.
Das letzte was er mit Sally Acorn und Sonic in seiner Hauptstadt noch brauchte. Wenigstens war er sich sicher, dass der Widerstand gebrochen war. Am Ende war das alles selbstdienender Abschaum in dieser Zone und keine Gefahr für seine Pläne.
Es gab keine Freedom Fighters mehr und das Subjekt aus dem PRC würde in ihrer Position zu schwach sein irgendwas zu organisieren. Es war zum Glück nicht so, dass Leute wie Dragon häufig anzutreffen waren.
„Hast du mich verstanden, Scorpia?“ fragte er als letztes.
„Jawohl, eure Boshaftigkeit,“ antwortete sie steif .Er zeigte keine Reaktion im Gesicht aber innerlich frohlockte er über diese Bezeichnung, egal wie oft sie gesagt wurde...auch wenn er sie gekoppelt mit Hass oder Abscheu am besten fand.
„Gut,“ fing er an, „und überprüfe alle robotisierten Einheiten, wenn du auch nur Ansätze findest, dass sie gegen ihre Protokolle vorgegangen sind: Eliminier sie.“ Ehe sie auch nur bestätigen konnte schaltete er den Bildschirm aus. Er musste noch etwas vorbereiten.
Scorpia schaute den Bildschirm an, sich fragend wer diese Neuankunft war, welche ihr die absolute Gewalt rauben würde.
Sie hoffte, dass sie ihn sich zunutze machen könne.
Was den Eisenwolf anging? Sie machte sich da keine Sorge, er war nur ein einfacher Mobianer unter einer eisernen Maske, nichts im Vergleich zu den Maschinen Robotniks. Er würde sich an Razer City die Zähne ausbeißen. Dessen war sie sich absolut sicher.
…
Das Mädchen hatte sich zu beginn des Kartenspieles auf den hinteren Bettrand gesetzt, wobei die Karten natürlich auf eben diesem landete. Es dürfte etwa 10 Uhr sein, vielleicht etwas früher. Es fühlte sich etwas, nun, kitschig an, aber sie konnte schlecht aufstehen, ohne aufzufallen. Sie hasste es manchmal, aber solange sie nicht auffiel, wäre alles in Ordnung.
Die Frage kam dann wie eine Erlösung, „Muhsst du Lilith fragen, die hhat imma was ihm Peto.“
WENN das andere Mädchen gehen würde, hätte sie immerhin eine Chance das Problem zu überprüfen und schauen, wie sehr sie sich verschätzt hatte. Jawohl, verschätzt, jedes andere Szenario wollte ihr Kopf nicht akzeptieren. Niemals.